Knigge (Bon Ton) während eines Arbeitstages: 2. Chronik – von der Ankunft im Büro bis zur Mittagspause – (2 von 4)

Unsere Entdeckungsreise über den Arbeitstag mit guten Manieren und Höflichkeit geht weiter.

a) Ankunft im Büro

  1. Haben Sie nicht auch schon Kollegen/innen gehabt, die schnaufend ins Büro kommen und sofort nachdem sie gegrüßt haben (meist laut) bereits anfangen, alle mit ihren Problemen zu „beglücken“? Z.B. wieviel sie doch zu tun haben, welchen Stress sie haben , was sie gestern alles erlebt haben, wie dumm doch die anderen sind und vieles mehr. Ein sehr schlechter Anfang. Aber Du, der Du so handelst, ist Dir nicht bewusst, dass in Deiner Umgebung Menschen sind, die arbeiten, die vielleicht eigene Gedanken haben und vielleicht auch nicht als erstes am Morgen daran interessiert sind, dass Du es schon satt hast, oder dass Du gestresst bist und Dich als ein unverstandenes Genie siehst? Also, wenn Sie das Büro betreten, verhalten Sie sich so, wie für die Frühstücksbar beschrieben: Ein Lächeln, ein höfliches aber diskretes „guten Morgen“ und dann, ohne zu stören, fangen Sie mit dem an, was Sie zu tun haben, ohne „Zirkus“ und störende Nebengeräusche. Es ist ratsam, dass der Vorgesetzte die Personen mit ihrem Namen begrüßt, das ist respektvoll und achtsam. Natürlich auch andersherum. Wer grüßt zuerst? Entweder der Vorgesetzte, oder wer neu einen Raum betritt.

  2. Wer mit anderen Personen in einem Büro sitzt (open space), dem sei einfach immer bewusst, dass er nicht allein ist. Altruismus siegt über Egoismus. Geräusche, gelangweilte Seufzer, wie vorhin beschrieben, laut geführte Telefonate, vor allem wenn selbstreferenziell oder über private Themen. Durchgefallen! Leben und leben lassen.

b) Ungezogene Kollegen/-innen

  1. Wir behandeln nun weiter, was in den zwei vorherigen Punkten beschrieben wurde. Ok, den ungezogenen Menschen Tipps zu geben. Aber ich, Du oder Sie, die gut erzogen sind, wie gehen wir mit einem lästigen Kollegen um? Dies ist ein sensibler Punkt und birgt ein hohes Konfliktpotenzial. Es gibt viele Situationen, in denen man sich von anderen belästigt fühlt: Schlechtriechende Kollegen, oder solche, die ungepflegt sind, die laut sind, die Nase hochziehen und so laut nießen, als gäbe es kein Morgen mehr. Nichts zu tun ist eine Lösung, sie verhindert jedoch eine Veränderung. Warum muss es mir aufgrund des unhöflichen Verhaltens anderer schlecht gehen? Da könnte man doch einfach mit ihnen sprechen. Klar, die Sache ist jedoch delikat. Hier sollte man mehrere Aspekte abwägen. Die Empfindlichkeit der Person, die Harmonie im Büro und vieles mehr. Sicherlich könnte ein Kollege herangezogen werden, der mit dem „Störenfried“ in einem Vertrauensverhältnis steht, um mit ihm unter 4 Augen über die Irritationen, die dieser verursacht, zu sprechen. Besser wäre es vielleicht, es selber zu tun, mit Freundlichkeit, gutem Umgang und indem der Person klargemacht wird, dass es hier keinen Angriff auf seine Person gibt, sondern der Schutz der Harmonie unter Kollegen im Vordergrund stehen.

  2. Ich kenne Fälle von „störenden“ Kollegen, die zwar vom Intellekt her verstehen, dass sie stören, aber aus tiefgehenden Gründen nicht in der Lage sind, sich zu verbessern. Fehlendes Selbstwertgefühl, Geltungsbedürfnis, Bedürfnis der Anerkennung, oder ganz einfach fehlende gute Erziehung. Wenn ihm das dann bewusst wird, kann der Vorgesetzte, der Coach, der Trainer oder der Spezialist in Psychologie unter die Arme greifen.

c) Mittagessen mit Arbeitskollegen

Es ist Zeit, die Mittagspause beginnt. Es ist 13:00 Uhr und alle gehen raus, um zu Mittag zu essen. Aus Gewohnheit oder freier Wahl, eine Gruppe von Kolleginnen und Kollegen die in die (einzige) Gaststätte gegenüber des Büros gehen. Und hier passieren seit eh und je Dinge, die Ihnen wirklich unangenehm sind: Der sexistische Kollege, der fortwährend deplatzierte Sprüche über Kolleginnen klopft, eine Kollegin, die über eine abwesende Kollegin lästert, eine Führungskraft, die nach dem Essen den Zahnstocher nimmt um wie es scheint, den Gotthard-Tunnel fertig bohren zu wollen, begleitet von schnalzenden Geräuschen und Visionen von zerkauten Fleischstücken. Warum muss ich diese Spektakel über mich ergehen lassen? Was habe ich nur Böses angerichtet, um das zu erleiden?  Der natürlichste Tipp, der hier kommen kann wird lauten: „Warum tust Du Dir das dann an, geh halt nicht mehr hin“! Hier sei schon mal gesagt, dass für mich persönlich die Regel von Lord Chesterfield gilt: Der schlechten Erziehung anderer begegnet man mit guten Manieren. Also seien nicht Sie die Person, die das Getratsche fördert, schlecht redet, schnauft und kritisiert. Bleiben Sie korrekt. Und wenn Sie jemanden kritisieren wollen, tun Sie es direkt und mit gutem Umgang. Es ist nicht einfach, aber Ihnen wird es besser gehen und Ihrem Gegenüber auch und er wird Ihnen im inneren des Herzens dankbar sein. Alternativ kannst Du immer noch zum ersten Tipp zurückkehren: Gehe mit anderen Menschen essen oder mit Dir selbst. Ein Weiser Mensch sagte, indem er den Wolf zum Symbol nahm: „Wer Persönlichkeit hat, wird immer außerhalb des Rudels sein“.

SOCIAL SHARE