Das Onboarding, was ist zu beachten, wie funktioniert der Einstieg in einen neuen Job optimal
Frau Dr. Alexandra Hildebrandt, Publizistin und Nachhaltigkeitserxpertin, hat mich in einem angenehmen Gespräch zum Thema Onboarding interviewt. Das Original Interview ist am 17.04.2021 auf Xing erschienen.
Eine Beförderung oder ein Jobwechsel ist in der Regel mit Freude verbunden und zugleich eine gute Gelegenheit, sich beruflich neu auszurichten und innerlich zu wachsen. Wie kann man sich darauf optimal vorbereiten und welche Herausforderungen sind damit verbunden?
Aus meiner Sicht ist der Start in etwas Neues gut, wenn man von sich ausgeht und ganz ehrlich zu sich selbst ist in der Beantwortung der Frage, was eine Veränderung dieser Art für sich bedeuten kann. Das lässt sich am besten an Fragen wie den folgenden festmachen: Kenne ich die Inhalte, die Aufgaben, die Erwartungen der Stakeholder an mich in meiner neuen Funktion? Sind diese Dinge im Einklang mit meinen Wünschen, Ambitionen und Werten? Was ändert sich in meiner neuen Funktion im Vergleich zu vorher? Will ich das wirklich? Sollte ich spüren, dass ich Kompromisse eingehen werde, die mir etwas die Luft nehmen? Was könnte der Preis dafür sein? Habe ich Angst vor der neuen Funktion? Sehe ich mögliche „Feinde“, die meinen neuen Auftrag vielleicht mit Neid und Misstrauen beobachten?
Eine gute Vorbereitung kann aus verschiedenen Elementen bestehen. Es gibt die fachlich-technische Seite, die ich beherrschen muss, wenn ich „aufgestiegen“ bin. Sehe ich Lücken in meiner Vorbereitung, werde ich versuchen, diesen Gap anzugehen und mit der Zeit zu schließen. Ganz wichtig ist der seelische und mentale Part. Wenn ich glaube, der neue Job wird meine Lebensqualität (ich meine nicht die ökonomische, sondern die innerliche) möglicherweise sabotieren, sollte ich sofort Gegenmaßnahmen vorbereiten. Das kann heißen, dass ich mir definitiv Zeit für mich nehmen werde und klarstelle, wann ich verfügbar bin und wann nicht. Wenn ich anfangs laut posaune: „Mich erreicht Ihr abends um 23 Uhr und am Wochenende“ ist das gar nicht so cool, sondern kann eher selbstverletzend werden. Das delegiert an mich selbst die Entscheidungskompetenz und lässt die direkten Mitarbeiter*innen nicht wachsen, da Sie eh einen Chef haben, der alles selbst sehen und entscheiden will.
Wechsele ich Firma oder innerhalb der Firmengruppe einen Bereich, den ich nicht gut kenne, habe ich heutzutage viele Möglichkeiten, Informationen einzuholen. Das fängt bei der Homepage der Firma an bis hin zu Artikeln in den verschiedenen Social Media-Kanälen, den Bilanzen des Unternehmens und vieles mehr. Mindestens genauso bedeutend wird es sein, mich mit Personen zu unterhalten, die das Unternehmen, den Job und die inneren „Strömungen“ der Firma kennen. Es sollte allerdings mit Filter gearbeitet werden, denn selten sind Insider–Informationen wirklich neutral und subjektiv. Also zuhören und nicht bewerten und sich dann bald ein eigenes Bild machen.
Ein Jobwechsel sollte angegangen werden, wenn man erstmal selbst innerlich davon überzeugt ist und es nicht deshalb tut, weil andere sagen, es sei richtig. Natürlich sind eine Beförderung und ein Jobwechsel meistens ein sehr positiver Schritt, verbunden mit mehr Einkommen und der Erreichung eines Zieles. Ich möchte nur davor warnen, die eigenen, ganz persönlichen, ehrlichen und wertvollen Werte, Träume und Wünsche nicht wegen Status, Image und einer wichtig klingenden Visitenkarte links liegen zu lassen. Das könnte einige Zeit später nämlich ein Boomerang werden.
Weshalb erfordert, Topmanager zu werden, andere Skills als Topmanager zu sein und zu bleiben?
Stellen Sie sich einfach alle besten Eigenschaften vor, die Ihnen im Management einfallen, und schreiben sie diese nieder. Ich merke dabei, dass ich zu idealistisch unterwegs bin. Der hervorragende Mensch, wie ich ihn mir vorstelle, wird es schwer haben, sorglos Karriere zu machen. Nüchtern betrachtet braucht es in den verschiedenen Phasen der Karriere Skills, die je nach Situation stärker zum Einsatz kommen. Um Top Manager zu werden, ist sicherlich ein starkes und sogar dominantes Ich bedeutsam. Ebenso braucht es – leider – zuweilen auch Ellenbogen.
Warum sagen Sie „leider“?
Weil es schade ist, dass man Karriere macht, wenn man andere damit aus dem Weg räumen muss. Es müsste doch auch gehen, wenn jeder durch seine ganz persönlichen Eigenschaften einfach als die/der Beste für bestimmte Führungsjobs gesehen wird. Aber Neid und Missgunst sind leider ziemlich menschliche Gefühle, die schwer zu behandeln sind. Dann kommt noch die Eigenschaft, (sich) gut präsentieren zu können. Es gibt viele Genies, die nicht gerne auftreten oder reden. Oft, um nicht Binsenweisheiten in den Raum zu werfen. Aber andere tun es, und einige Ober-Chefs finden das toll. Deshalb braucht es gute Präsentations-Skills und viel Visibilität.